...bis nach Portugal
Mir blieb die Spuke weg. Wow.
Ein letztes Mal betrat ich den Tierfriedhof- Hügel mit Pomino und Pipacs. Die Sonne schien und auch die Maultiere ließen sich noch einmal von mir hinter den Ohren kraulen. Ich brachte Pomino ins Haus von Aida und ließ ihn mit traurigen Augen drein blickend zurück. Wir machten uns auf den Weg und sprangen ins Wageninnere. Mit Tränen in den Augen verließen wir das Gehöft von Aida. Die Straße hatte uns wieder und wir durchquerten den Norden von Spanien.
Es war ungewohnt für mich, wieder auf gerader Strecke zu fahren, durch Städte und Länderein, statt durch die Wälder, auf schmalen, ausgefahrenen Strassen, dessen Kurven einen nie vorrausschauen ließen, ob man alleine unterwegs gewesen ist oder Gegenverkehr im Anmarsch war. Am Ende durfte ich „Herrn Anders“ dann doch noch eine enge Passage, im Schlängelformat den Berg hochjacken. Ich war selbst etwas überrascht und oben eingeparkt blieb mir die Spuke weg. Wow, was für eine Aussicht! Diese… Ja,diese ließ mich sprachlos zurück. Da war nicht mehr viel vor uns. Ein Spielplatz, ein Pilgerweg, ein paar Häuser und vielleicht 3km Land. Dahinter…das Meer.
Mit Sicherheit durfte ich so einen Anblick in meinem Leben schon mal genießen, aber ich konnte mich nicht daran erinnern, dass es so Eindrucksvoll gewesen ist. Den Strand aus der Heimat zu erleben ist schon sehenswert genug. Wenn man die Gischt ins Gesicht gewischt bekommt, weil mal ein Sturm vorbei zieht und auch wenn man von der Steilküste aus den Blick auf den Ozean genießen darf, ist das immer wieder einzigartig. Das hier war etwas anderes. Es war so unglaublich viel Weite vorhanden, dass ich ich mir ganz winzig klein vorkam. Und, wir waren einfach mitten drin im Wetter. Da war was los auf dem Ozean. Herannahende Unwetter, immer wieder ein nasser Vorhang, der weg getobt wurde vom Sturm und sogar ein kleiner Tornado fegte durchs Wasser. Thor war in seinem kleinen Labor recht guter Dinge und schickte uns natürlich mal wieder eine Kostprobe in Form von Flüssig. Es regnete. Die ganze Nacht.
Am Morgen wollte ich mit Frl. Schwarz Punkt eigentlich in Richtung San Sebastian wandern. 2 h Fußweg am Meer entlang unter diesen verlockenden Bedingungen mit der Aussicht. Eigentlich, weil eigentlich daraus nichts wurde.
Es regnete in Strömen und zu meiner Überraschung ging mein Luzifer (Benzinkocher) nicht mehr. Das geht ja gut los, am ersten Tag wieder auf der Strasse ohne Kocher. Es nützt ja nix. Nach einer ausgiebigen Runde mit dem Hund bin ich mit meinen Reisebuddys also durch San Sebastian, statt gelaufen, nun also gefahren. Auf der Suche nach einem Geschäft mit Gaskochern. Oder etwas womit ich Nahrungsmittel erwärmen kann.
Es sollte keines geben, stattdessen gab es massenhaft Regen von oben und auch drinnen. Nach einer Vollbremsung in der Stadt, durfte ich eine ganze Weile später, die nächste Überraschung trocken wischen. Was ein weiterer Schubs in den „alles okay es regnet und es passieren kleine Dinge die Großes bewirken."- Modus gewesen war.
Einer der Wasserkanister ist umgekippt und ich hatte den Deckel darauf verkantet zugeschraubt. Als ich die Seitentür öffnete, kamen mir ca. 5 l Wasser entgegen und der Rest war im Auto verteilt. Keine Ahnung, auf jeden Fall war es zuviel vom Nass im Inneren des Wagens. Ich atmete also tief durch und lächelte, da in dem Moment die Sonne raus kam und ich froh gewesen bin, dass das Wasser nicht den Weg zu meinem Elektrikzeugs gefunden hatte.
Im Tierfutterutterhandel wurden wir zum ersten Mal einfach so beschenkt. Mit Futterproben. Natürlich. Und es zauberte mir ein weiteres Lächeln ins Gesicht und das kleine "Appetit- Loch" in Pipacs Magengrube hatte sich auch angenehm schmackhaft gefüllt.
Das sind nur ein paar kleine Abenteuer, die wir in den nächsten 4 Wochen erleben durften.
nutze ich, bei 4° C Aussentemperatur, den Starkregen für eine Dusche.
Wir haben hier sogar ein paar Kilometer weiter einen kleinen Luziferersatz bekommen. Es ist gut, wenn man Kontakte hat, die quasi mit reisen. Dank meiner Schwägerin hatten wir den nächsten Campingausrüster finden können.
„ Hola!, Je ne parle pas espagnol. Hmm do you speak english?“ Das passiert, wenn man auf reisen ist...komisch, aber absolut normal… Ich erklärte ihm mein Problem mit meinem Luzifer. Wir fachsimpelten und überlegten was gut sei. Es stellte sich heraus, dass er auch Deutsch sprechen konnte. Er war Niederländer. Wieder so ein Reisezufall. Herrlich… Ich ging mit einem Kocher und einem Stück Kuchen aus dem Geschäft. Der Kollege hatte Geburtstag und ich durfte mir den Nachmittag mit dem Teilchen versüßen.
Wir erlebten kleine Ereignisse, in dem wir in eine so enge Gasse gefahren waren, die gerade mal so breit wie „Herr Anders“ gewesen ist. An dessen Ende uns letztlich der Allerwerteste eines Baggers den Weg versperrte und wir rückwärts wieder raus fahren mussten. Ohne Wendemöglichkeit und nicht nur 5o Meter.
An einigen Stellplätzen war nachts ein so reges Einparken und Ausparken, rumfahren und stehen bleiben, dass es mich etwas verwundert zurück ließ.
Weshalb fährt man mit seinem Auto an eine Küste oder auch an einen Strandabschnitt, bleibt angeschnallt, hat das Radio und den Motor an und macht vielleicht noch die Fahrertür auf, um dann für eine Stunde so stehen zu bleiben und auf´s Meer zu starren? Und warum machen das auch die jungen Leute bis spät in die Nacht?…
Eine Frage noch...Weshalb parkt ein junger Mann neben uns ein, steigt bei strömenden Regen aus, lässt seine Fahrertür offen und geht zielgerichtet auf unser Auto zu, um dann 2-3 min hinten an der Hecktür im Regen zu stehen und dann wieder los zu fahren?…
Es ist normal. Da ich es allerdings so nicht kannte, musste ich mich erstmal fragen warum das so ist.
Zwischendurch waren wir auch einfach komplett mit den Nerven am Ende. Selbst R.2 D.2 (mein Handy) drehte durch und drohte andauernd abzustürzen, weil ich einfach mal seit geraumer Zeit kein WLAN hatte. Und mobile Daten nicht so kompatibel sind zum Updates machen. Scheinbar. Ich besorgte also eine SIM- Karte. Letztlich schien dieser Tag absolut nicht meiner gewesen zu sein. Es war tatsächlich einfach zuviel los, sodass ich die Karte immer wieder ins falsche Fach eingeschoben hatte. Nichts wollte funktionieren. Ja, wie denn auch???…;)… Ich glaube, dass meine Schwägerin nun auch im Kundencenter ganz gute Chancen hätte. So eine Art, „ich gucke für dich im Netz nach und erkläre dir dann was du zu machen hast!“- Ding.
Eine Überraschung war auch, als wir auf dem Weg zu einem wunderschönen Platz (laut Park4night- App), links und rechts Autos stehen sehen hatten, in denen oder an denen leicht bekleidete Frauen gesessen/ gestanden hatten und wir dann doch weiter gefahren sind. Wir wollten nicht wie die Konkurrenz wirken und dann noch mit einem ausgebauten Auto einparken…
Neben den Futterproben für Pipacs und dem Kuchen haben wir auch noch Honig und selbstgererntete Zitronen geschenkt bekommen. Von Sven, der schon eine ganze Weile in seinem Wohnmobil haust (das war noch in Spanien).
Ich habe mir Anfang Dezember ein Surfskateboard geschenkt, in Nazaré und wir wurden kurze Zeit später von Gabi und Bernd zum Mittag eingeladen. Es gab Rentiersteak. Advent, Advent.
Tatsächlich einen Tag später zum dritten Advent wurden wir dann nochmal zum Mittag, in ein anderes Wohnmobil, geladen. Bei Brigitte und Heinrich gab es dann Chilliconcarne. Beide Pärchen kommen aus Deutschland und verbringen den Winter in Portugal. So lässt sich die Rente leben. Und unser Leben zur Zeit auch.
Einen knappen Monat waren wir für uns alleine unterwegs. Vier Wochen hatten wir Regen und auch Sonne, haben mal hier und da einen Small- Talk gehabt und ich habe sogar meinen ersten Verkauf gestartet. Gefundene Sachen am Strand in brauchbare Dinge verbastelt.
Es ist eine schöne und ganz andere Erfahrung für sich sein zu können. Wenig Unterhaltungen und mehr das drumherum sehen.
Auch eine neue und ganz anders intensive Erfahrung ist es für mich, wie sehr ich an meine Freunde und an meine Familie denke.