Jipiiieeehhh! Ich hatte endlich Zeit zum Briefe schreiben...Toll oder?!. Ich hatte mich tatsächlich darüber gefreut, denn ich liebe es Briefe zu schreiben.
Die letzten Wochen waren so aufregend, dass ich entweder zu müde gewesen bin, ich die Eindrücke verarbeiten musste oder einfach in zu vielen Sprachen gesprochen wurde.
Nun hatte ich an einen warmen, schwedischen Ofen gesessen. In einem kleinen Anbau im Haus von Aida. In das es rein geregnet hatte und der Wind seine Schlupflöcher nicht finden musste, sondern seinen eigenen Zugang in der Eingangstür hatte. Trotzdem war es so gemütlich warm und geborgen dort an meinem Plätzchen. Die Hunde Pomino und Pipacs hatten neben mir gegrunzt und auch Aida lag auf der Couch und schlief. Für mich war das, ein herrlich angenehmer Moment. Ich war glücklich.
Dort, wo es rein geregnet hatte, ist Mitten in den Pyrenäen. Ich hatte spanisches Netz, da 5oo m weiter tatsächlich schon Spanien war. Wir waren aber noch in Frankreich. Allerdings im Baskenland. Für mich hört sich diese Sprache, nach wie vor, wie Französisch mit anderem Akzent an. Zumindest war es eindeutig für mich, dass die Basken hier eben aus Frankreich kamen. Die Einheimischen meinen, dass diese Sprache überhaupt nicht mit Französisch zu vergleichen ist. Dann vergleiche ich Baskisch mit Französisch eben nicht mehr. :)
Aber ein bisschen war etwas dran, denn den Weg hier her wieder zufinden, ließ mich durchaus etwas verzweifelt zurück. In Sachen Kommunikation jeglicher Art.
Genau im richtigen Moment klingelte mein Handy. Aida. Sie würde sich freuen, wenn wir nochmal bei ihr vorbei kommen würden, bevor wir Frankreich in Richtung Spanien verlassen. Wir uns auch. Da die Bogenschützen uns ohnehin erfolgreich aus dem Wald der Graugnome von Ronja Räubertochter vertrieben hatten, war das eine prima Idee. Jedenfalls war einer unter ihnen, der mein Bauchgefühl sagen lassen hat, dass wir weiter ziehen dürfen.
Es waren nur 12 km bis zu Aidas Haustür und ich war der Meinung, dass ich es schon wieder finden würde. Es war ja gerade mal ein paar Tage her, als ich mit Sylvie da gewesen bin.
Laut Navigation wären wir in 15 Minuten angekommen, das daraus ein Stundenlanger Roadtrip werden würde, mit rückwärts 12o° Kurven runterfahren bei 1o% Gefälle und Nachfragen bei den Einheimischen hätten wohl weder Pipacs und ich noch „Herr Anders“ vermutet. Das macht uns Reisebande wahrscheinlich aber auch aus. Immer schön im Moment bleiben, durchatmen, wenn was nicht so läuft und direkt an der Einfahrt von Aida vorbeifahren. Ihr Haus aber ein paar Kilometer weiter, Bergabwärts sehen und sich fragen wie wir da wohl hinkommen? … Und je mehr ich darüber nachgrübelte, desto mehr haben uns die Serpentinen verschlungen.
Unten angekommen im Dorf konnten mir auch die Einheimischen nicht wirklich weiter helfen. Wobei es auch nicht ganz einfach gewesen ist mit der Kommunikation. Da weder Französisch noch Englisch gesprochen wurde, sondern Baskisch. Auch Aida über ihr Handy zu erreichen fiel aus, da man hier oben nicht immer Empfang hatte.
Also sind wir zurück, den Berg wieder rauf gefahren. Irgendwie fänden wir schon den Weg. Ich parkte „ Herrn Anders“ mit Pipacs auf einem großen Parkplatz neben der Tanke. Auch diese war mir bekannt. Spanische Preise, direkt neben einem kleinem Lädchen, in dem man da nötigste kaufen konnte. Es war zwar mitten in der Nacht und stockdunkel, aber daran kann ich mich noch erinnern. Aida eingerollt ( weil Sylvis Auto so voll gestopft war mit ... Dingen) auf der Rückbank neben Pipacs, Sylvie übermüdet am Steuer und ich fasziniert von Pomino ( Aidas Hund), der wie irre neben dem Auto auf der Strasse her gerannt ist. Und dieser Hund kam mir in dem Moment entgegen, als ich aus dem Auto ausgestiegen bin. Fast als ob er sagte: „ Na, da seid ihr ja endlich!“ Ich ging mit ihm in Richtung dieses kleinen Lädchens und sah Aida drinnen eifrig reden. Zufälle gibt’s. Das ist das schöne am alleine reisen, wenn auch manchmal merkwürdig und „Geduldsfaden spannend“, aber ich befinde mich immer wieder in Situation, in denen ich die Dinge einfach tiefenentspannt hinnehme.
Wie auch immer, nachdem ganzen Hin- und Hergefahre, Rauf- und Runtergeeiere, war ich doch sehr erleichtert Pomino zu sehen. Und auch Pipacs war direkt wieder verliebt… Wieder genau der richtige Zeitpunkt. Komisch, aber ich war absolut erfreut darüber.
Auch die kleinen, süßen Katzen waren sehr angetan uns wieder zu sehen. Die kleinen, süßen zwanzig Katzen. Für Pipacs war es der Himmel auf Erden, die Jagd konnte beginnen und für mich war es...nun ja obstruktiv. Ich war sehr dankbar, dass diese, tatsächlich niedlichen Geschöpfe nicht ins Haus durften.
In 75o m Höhe erlebten wir eine unglaubliche tolle Aussicht, den ersten Schnee und lernten außergewöhnliche Menschen kennen.
Edgar zum Beispiel. Auch aus Deutschland, fünfzig Jahre alt, wie Aida und Rosi und auch er reist gerne. Vorwiegend nach Thailand.Bisher kannte ich nur einen Edgar in meinem Leben. Das war eine Zeichentrickfigur aus einem Disneyfilm und ein Maulwurf. Nicht das der menschliche Edgar wie ein Maulwurf ausgesehen hätte, geschweige denn Blind gewesen ist, aber er war schlau. Und sensibel. Er war, für mich, wie ein lebendes Lexikon,vorwiegend Historisches, aber auch über Chemie und Medizin wusste er Bescheid. Und das ließ er einen auch gerne wissen. Er redete, ohne Punkt und Komma, kam einem auch hinterher, wenn man nur um eine Ecke entfernt gestanden hatte und ein Regal, die Verbindung hätte trennen können. Eine Erinnerung, die mir bleiben wird: „ Dazu kann ich kurz etwas sagen.“ oder „ Jetzt hör mir doch mal zu, bleib mal stehen!“ Herrlich, danke Edgar…
Rosi, die wir schon am ersten Abend mit Sylvie, kennenlernen durften, haben wir beinahre täglich gesehen. Wir hatten so einige gemütliche, tolle Frauenabende. Und es gab immer den einen oder anderen Auftrag, den wir oft auch erfolgreich abhaken konnten. Mal war ein Sofa, welches wir reingetragen haben ins Haus, mal eines, welches wir herausgetragen hatten.
Wir haben auch hier sehr schmackhafte Maronencreme gemacht und durften von ihrem selbstgemachten Quittenbrot naschen. Wahnsinnig süße Verführung.
Stephan hatte etwas besonderes. Nicht nur, dass er besonders gerochen hatte, er hat auch drei Hunde. Einer von ihnenhat mir so den Kopf verdreht, dass Geschichten darin entstanden sind. Wie ich mit Pipacs und ihm durch die Wälder streife und wie gut es aussehen würde, wenn diese beiden aus „Herrn Anders“ raus gesprungen kämen.
Max, anderthalb Jahre alt und das „Ebenbild“ von Pipacs. Nur in männlich und längerem Fell. Im letztem Augenblick entschied ich mich dagegen ihn mit zu nehmen. Auch als ich sein Stromhalsband abmachen durfte.
Eine Patchwork- Family, die schöner nicht sein kann. Natürlich haben wir auch einen großen Teil von Aidas Familie kennenlernen dürfen. Diese gemeinsamen Abende werde ich vermissen. Es war schön,ein Teil von ihnen sein zu dürfen. So ein einfaches Miteinander. Mit unfassbar vielen Gesprächen, lachen, Vertrauensvollen Momenten, kritischen Sitautionen und familären zusammenhalt. Es war schön das beobachten zu dürfen, aber wie geschrieben, auch ein Teil sein zu dürfen.
Bei Aida hatten wir unsere Seele baumeln gelassen… ;)
Aber auch mit angepackt. Aida und ich waren wie ein Knoten im Tau, oder wie man auch das sonst auch nennen kann. Immer zusammen und auch mal jeder still für sich. Wir sind im strömenden Regen bei 4° Grad mit dem Camion den Berg rauf geballert, hatten die Motorsäge angeschmissen und sämtliches Holz, welches wir finden konnten, damit klein geschnitten. Holz haben wir eigentlich immer irgendwo gefunden und eingesackt. Wenn wir mitten auf der Strasse angehalten hatten, wusste ich schon Bescheid und bin raus gesprungen, um das vom Sturm runtergerackte Überbleibsel von den Bäumen, hinten in den Transporter reinzuwuchten.
Wir waren gemeinsam auf Shoppingtour in Secondhand- läden auf der spanischen Seite der Pyrenäen um in letzter Minute etwas zum Geburtstag ihrer jüngsten Tochter zu finden.
Suchten im Wald vergebens nach Pilzen und Aida erzählte mir weshalb man an manchen Stellen in den Bergen ganze Skelette von Kühen, Pferden oder Schafen findet.
Wenn hier ein Tier verstirbt, dann legen es die Bauern auf kleineren Hügeln, für die Gänsegeier, ab. Genau wie auf dem neben Aidas Haus.
Wir hatten zum ersten Mal auf unserer Reise das Angebot im Haus schlafen zu können angenommen. Nicht weil es zu kalt gewesen war, sondern weil es einfach zu nass war. Eine Woche Dauerregen. Bei Minus Graden, Sturm und Jägern, die dierekt neben der Eingangstür von unserem Wagenhaus, ihre Gewehre abknallten hatten wir bereits genächtigt und erfolgreich überlebt.
Tiefsinnige Gespräche über unsere Vergangenheit, Ansichten vom Leben teilen, mitten in der Nacht gemeinsam in der Küche sitzen, Kaffe trinken oder etwas kochen oder auch einfach mal gemütlich ein Mittagsschläfchen halten waren Dinge, die wir teilten.
Genauso wie die Tränen, die uns in den Augen standen, als es für mich und Pipacs hieß, dass wir weiter ziehen werden.