Erzähl doch mal...

Wie ist es so mit dem Bus alleine durch Europa zu reisen? Ich möchte dich mitnehmen und dir einen Eindruck über meinen Bus Ausbau, das Alleinreisen, Ängste und die Finanzierung dieser Reise geben.

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Anfang letzten Jahres habe ich meinen Physio-Job an den Nagel gehängt, meine Wohnung gekündigt und habe noch weiteren diversen Dingen getrennt. Im September 2o19 bin ich mit meiner Hündin Pipacs und meinem VW-Bus Herr Anders losgedüst – Frankreich, Spanien und Portugal habe ich bereits bereist. Aktuell bin ich in NRW bei meinem Bruder und seiner Family, aber der rollende Kumpel steht schon wieder in den Startlöchern.

Wann bist du auf die Idee gekommen, mit dem Bulli zu verreisen?

In andere Länder reisen, neue Sprachen lernen und in fremde Kulturen eintauchen wollte ich schon nach meinem Abschluss damals. Prinzipiell war es mir bisher unwichtig, wie ich das mache. Zwischendurch wollte ich auch mal mit dem Fahrrad los. Nachdem ich dann 2017 meine kleine treue Gefährtin Pipacs zu mir geholt habe, war relativ schnell klar, dass wenn ich mir diesen Traum vom Reisen erfüllen möchte, dann nur mit ihr in einem Bus!

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  • Porto bei Nacht -

Wie lange hast du deine Reise im Voraus geplant?

Hmm so richtig angefangen habe ich ca. fünf bis sechs Monate vorher. Ich muss dazu sagen, dass die meiste Zeit dafür geopfert wird, Behörden abzuklappern, Kündigungen zu schreiben, Entscheidungen zu treffen. Der Ausbau vom Bus an sich, dauert ungefähr ein Monat, wenn man wirklich jeden Tag etwas dafür macht.

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VW Busse sind ja schon sehr beliebt im „Vanlife“. Sollte es von Anfang an ein Bus dieser Marke sein oder ein bestimmtes Modell?

Nein. Ich habe viel im Netz gestöbert. Habe mich inspirieren lassen und da ich mit kleinen Dingen zufrieden bin, war mein Fokus anfangs auch eher auf ein lüttes Modell ausgelegt. Renault Kangoo, Piaggio Porter und Mitsubishi L300 waren mittlerweile in meiner Suchleiste gespeichert. Wobei die beiden letzteren nach wie vor, meine absoluten Favoriten sind. Ich finde diese Autotypen einfach toll. Wichtig war mir, dass es ein älteres Modell ist, an dem ich das meiste selbst reparieren kann. Falls es dazu kommen sollte.

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Und es kam dazu. Wie hast du Herrn Anders gefunden?

Über einen damaligen Freund. Er wollte es unbedingt loswerden und ich wollte unbedingt reisen. Letztlich hat es uns sogar zusammengebracht. War irgendwie ganz passend. Seitdem ist unser rollendes Zuhause ein Klassiker von VW. Perfektes Alter, groß genug und im äußerst guten Zustand.

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Warum heißt dein Bus eigentlich Herr Anders?

Es war einfach immer irgendwas. Irgendwie passt das ganz gut zu mir, da auch bei mir immer irgendwas dazwischen kommt. Unverhofft, ungeplant, ohne zu Fragen. Der Bus brauchte TÜV. Den bekam ich. Wir hatten einiges, trotz des guten Zustandes erneuert, wie Stoßdämpfer, Öl und Filter, Bremsen. Kleinigkeiten. Aber dann gab es immer wieder ein elektrisches Problem. Die Kontrollleuchten für die Bremse und den Motor gingen ständig an. Der Drehzahlmesser ging hoch, aber das Gas wurde irgendwie nicht angenommen. Bis ich letztlich sogar auf der Kreuzung liegen geblieben bin und mit dem letzten Schwung am Stadthafen auf den ADAC warten musste. Jedes Fehlerlesegerät zeigte ein und dieselbe Diagnose an. Lambdasonde 1. Ich habe nachher schon von diesem kleinen Miesepeter geträumt und da ich die Situation nicht ändern konnte, sagte ich fortan, dass dieser Bus halt anders sei. Eben Herr Anders. Dieses Auto zwang mich zu diesem Zeitpunkt die Dinge einfach mit Geduld hinzunehmen und mit einer gehörigen Portion Humor zu betrachten.

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Hattest du ein ein Konzept für den Ausbau?

Über Pinterest und sämtliche Instagram Blogs habe ich nachher den Überblick verloren und habe einfach drauf losgebaut.

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Hast du alles selbst ausgebaut oder gab es auch Hilfe, zum Beispiel in Sachen Elektrik?

Ich habe unglaublich viel Unterstützung bekommen. Da ich zu diesem Zeitpunkt schon keine Wohnung mehr hatte, durfte ich in einer alten Scheune von meinem Freund den Bus ausbauen. Hier und da hatte ich immer ein paar helfende Hände und die Elektrik hat komplett ein guter Freund von mir übernommen. Natürlich war ich wie eine Schülerin dabei. Ich muss ja schließlich wissen, welche Knöpfe ich drücken muss, wenn etwas plötzlich den Geist aufgibt.

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Wolltest du alleine reisen? Oder gab´s niemanden, der mit wollte?

Da ich diesen Wunsch unterwegs zu sein schon ewig in mir hatte, nun alles vorbereitet gewesen ist, wollte ich auch los. Anfangs hatte ich mit meiner Mitbewohnerin gemeinsame Pläne geschmiedet, die sich dann aber überglücklich in jemanden verliebt hat, der genau unseren Traum geteilt hatte. Da es für meinen Freund nichts gewesen ist, er mich aber kennt und auch wusste, dass es da kein Halten gab, trennten sich unsere Wege nach kurzer Zeit nach meinem Aufbruch. Ich wollte in diesem Fluchtmodus sein, reflektieren, mich aushalten. Mich von meinem inneren Druck befreien und wie eine Konfetti Bombe platzen und einfach frei sein.

Gab es Situationen in denen du Angst hattest auf deiner Reise?

Häufig gestellte Frage. Ab und an habe ich ein mulmiges Gefühl gehabt und auch schon ein paar sehr merkwürdige Situationen erlebt. Richtig Angst hatte ich noch nicht. Jedenfalls nicht anders als im „normalen“ Leben auch.

Kommt da nicht Langeweile auf oder Einsamkeit auf so einer Reise ganz alleine?

Nein, nicht wirklich. Irgendwie gibt es immer irgendetwas, womit ich mich beschäftigen kann. Ich halte es ganz gut mit mir alleine aus und genieße das sogar, dass ich diesen Fluchtmodus leben kann. Mit Pipacs fühle ich mich nie alleine und hier und da laufen wir auch recht netten Menschen über den Weg. Einsam zu sein ist für mich auch eher eine Entscheidung. Das ist man, wenn man die Verbindung zu sich selbst verloren hat. Ich bin da eher auf dem Weg diese Verbindung zu mir selbst noch ein bisschen mehr auszubauen. Ab und zu mal alleine sein ist okay und etwas völlig anderes als einsam sein.

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Gewohnter Reisealltag oder kannst du dich vor Abwechslung kaum retten?

In der ersten Zeit war ich viel unterwegs. Allerdings war ich auch oft auf Höfen und habe dort dann meistens für zwei Wochen mit angepackt bei der Arbeit. Hatte der Asphalt uns dann zurück, sind wir eigentlich jeden Tag woanders gewesen. Wir waren sehr aktiv, wandern und die Gegend erkunden. Das fühlte sich anfangs total stimmig an. Somit war viel Abwechslung drin.

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  • Farmarbeit in Portugal...bei Wind und Wetter... -

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  • und danach. -

Mittlerweile sind wir in unserer Routine angekommen. Nach wie vor bin ich Frühaufsteher. Pipacs zieht da mit. Hunde sind ja recht anpassungsfähig. Meistens drehen wir dann eine kleine Morgenrunde, essen tiefenentspannt Frühstück und dann gehen wir die Gegend erkunden. Nachmittags koche ich mir dann was Schönes und genieße das Zusammensein mit Pipacs bei einem Kaffee…

Gab es auch schon Tage, an denen du am liebsten mit Herrn Anders und Pipacs Richtung Heimat gedüst wärst?

Klar. Es gab immer mal wieder Tage, an denen ich einfach alles hinschmeißen wollte und am liebsten schnurstracks nach Hause gefahren wäre. An solchen Tagen habe ich mich gefragt, weshalb ich, das eigentlich alles mache, wozu und für wen? Ich war genervt von meinen Gedanken, wusste nicht, wohin mit mir und trat nur auf der Stelle. Dann kamen mir sogar mal die Tränen und das, obwohl ich eigentlich nicht nah am Wasser gebaut bin. Aber solche Momente sind normal und die gehen auch wieder vorbei. Mit der Zeit veränderte sich dieses Gefühl in Geduld. Ich habe meine Freunde und Familie sehr vermisst und einfach mal mit denen zusammen zu sein, die einen kennen. Aber diese Erfahrung unterwegs sein zu können und wirklich seine Bedürfnisse frei entfalten und leben zu können ist Reichtum und absolut eine Reise wert.

Stand deine Route vorher fest?

Wie heißt es so schön? Pläne sind dazu da, um sie über Board zu werfen. Ich wollte durch Europa reisen. Da ich in NRW gewesen bin bei meinem Bruder und seiner Familie ging es am schnellsten raus aus Deutschland über Holland oder Belgien. Letzteres hatte ich gewählt und bin an der Westküste Frankreichs runter nach Spanien und dann quer durch Portugal bis an die Algarve. Ich habe meistens abends im Bus entschieden, wo es am nächsten Tag dann hingeht.

Wie lange hattest du anfangs vor unterwegs zu sein?

Ich hatte eine Auslandsreisekrankenversicherung für insgesamt 18 Monate abgeschlossen. Da Herr Anders mich unerwartet doch ein ganzes Stück weit später hat losfahren lassen, war ich leider nur vier Monate davon unterwegs.

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Wie entscheidest du wo du die nächste Nacht verbringst?

Es gibt viele Möglichkeiten über diverse Apps sich zu informieren. Park4night oder iOverlander zum Beispiel. An denen orientiere ich mich meistens und gucke dann spontan, ob mir das gefällt, wo ich da stehe. Manchmal kommt man aber auch ins Gespräch mit den Einheimischen oder anderen Reisenden und tauscht sich dann aus.

Lernt man schnell neue Leute kennen oder fällt es dir eher schwer auf andere zuzugehen auf deiner Reise?

Generell fällt es mir schon eher leicht auf andere zuzugehen und Gespräche zu führen. Gerade zu Beginn fiel es mir schwer ins Gespräch zu kommen. Da ich einfach den deutschen Perfektionismus in Sachen Sprache in mir feststecken hatte. Aber irgendwann ist auch dieser Brocken weggebrochen und es war unfassbar einfach neue Leute kennenzulernen. Bisher waren überwiegend Menschen dabei, die so unglaublich herzlich und menschlich gewesen sind. Waren doch mal welche dabei, die irgendwie nicht so mit einem verbunden gewesen sind, hat man sich nett gegrüßt und ist seiner Wege gegangen. Es gab auch Tage, an denen ich einfach mal alleine sein wollte. Hatte man dann doch plötzlich einen Nachbarn waren es doch mit die schönsten Abende, auch wenn einem gar nicht nach Gesellschaft zumute gewesen war.

Die Frage aller Fragen: Wo duschst du und wo gehst du auf Toilette?

Nun ja, ich habe es befürchtet. ;) Wir sind in Europa, da gibt es weitaus mehr Möglichkeiten auf die Toilette zu gehen als man denkt. In Raststätten, Supermärkten, Restaurants oder eben in der Wildnis. Ohne, dass ich es da offensichtlich abgedrückt liegen lasse! Was mir direkt ein Anliegen ist, euch zu bitten, euren Müll mitzunehmen! Jeder Hundebesitzer weiß, wovon ich spreche...urgs … Im Bus befindet sich aber auch eine Notfalltoilette.

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Wenn ich eine Dusche brauche, springe ich in einen See, Fluss oder eben ins Meer. Ich denke, jeder der so wie ich auf Reisen ist, hat wahrscheinlich die Erfahrung gemacht, dass die tägliche Dusche kein must Have mehr ist. Am Meer gibt es oft auch die Möglichkeit im Sommer sich unter die Stranddusche zu stellen. Und im Notfall nimmt man eben seinen Wasserkanister und klart sich ordentlich ab. Wobei da auch eine Solardusche oder eine kleine Pumpdusche sehr hilfreich sind. Also es gibt auch da viele Möglichkeiten sich sauber zu halten.

Ohne Instagram und deiner Blogseite wäre die Reise dieselbe für dich?

Nein. Definitiv wäre es anders gewesen. ;) Ich hatte mich auf Instagram angemeldet um meine Fotos hauptsächlich mit Freunden und meiner Familie zu teilen. Es hat sich einfach angeboten und schien am einfachsten zu sein. Ich bin nach wie vor auch nicht wahnsinnig publik auf diesem Kanal. Aber da sind Momente, die man einfach teilen möchte, auch wenn man alleine in der einen oder anderen Strandbucht sitzt. Man möchte diesen einen besonders schönen unvergesslichen Sonnenaufgang mit anderen teilen. Tatsächlich wird man auch etwas tiefsinniger in solchen Augenblicken. Ich hatte auch Situationen, in denen ich einfach nur mit Pipacs losgezogen bin, ohne ständig ein Foto von jedem Sandkorn zu schießen. Manchmal verliert man sich auch darin. Wahrscheinlich ist das der Grund, weshalb ich es auch mag, mal im Hintergrund zu sein. Hinter den Kulissen zu stehen. Nichtsdestotrotz ist Instagram ein netter Austausch. Man entscheidet selbst mit wem man in Kontakt ist oder nicht, selbst wenn es öffentlich ist. Zudem kann man sich auch von Orten, Reiserouten und Erfahrungen inspirieren lassen. Und man vernetzt sich. Klingt ein bisschen nach Spiderman, aber es ist so. Man lernt auch Reisefreunde über Instagram kennen, mit denen man sich dann entweder irgendwo trifft oder eben weil man sich begegnet ist.

Anfang des Jahres musstest du leider deine Reise unterbrechen. Hast du nochmal ordentlich aussortiert oder etwas verändert? Bzw. etwas nachgerüstet?

Aussortiert habe ich ordentlich, ja. Allerdings doch mehr in den Sachen, die ich noch bei einer Freundin stehen hatte und die bei meinem Bruder noch untergebracht sind. An Herrn Anders wollte ich eigentlich nichts verändern, aber ich wollte etwas Neues ausprobieren. Und somit hatte ich innerhalb von einer halben Stunde, bis auf die Elektrik, den gesamten Inhalt ausgebaut. Ich fing von vorne an. Dieses Mal nicht mit einem Bett der Länge nach, sondern quer. Ich hatte mir eine Küche eingebaut, ohne Abwaschbecken. Ein Schiebefenster nachgerüstet und drei Wochen später stand ein neuer Herr Anders vor der Tür.

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Dieses Mal habe ich wirklich alles selbst ausgebaut, was das Innenleben betrifft. Beim Seitenfenster habe ich eher meinem Bruder Hilfe geleistet, als andersrum.

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Man braucht wirklich nicht viel um glücklich zu sein. Ein bisschen Werkzeug um mal einen Reifen zu wechseln oder wenn doch mal etwas mehr zu machen ist. Motoröl, Kühlmittel sollten auch vorhanden sein. Ansonsten sollte auf jeden Fall die Kochfunktion gut ausgestattet sein. Nichts ist unangenehmer als keinen Kaffee zu haben.

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Es ist dein Zuhause, wenn auch extrem viel kleiner als sonst, aber du wohnst darin. Also sollte es sich schon auch bequem darin schlafen können. Gute Musik darf mitgenommen werden und unbedingt gute Bücher. Die Gitarre um das ein oder andere Lagerfeuer aufzupeppen. Und für den Hund ist auch gesorgt.

Möchtest du diesen minimalistischen Lebensstil beibehalten?

Da ich seit sechs Monaten nun schon bei meinem Bruder und seiner Familie wohne, weiß ich, dass es sich bereits positiv auf meine Lebenssituation ausgewirkt hat. Ich habe wirklich ordentlich aussortiert, mich von überflüssigem getrennt und träume von einem Grundstück mit großer (die darf eher weniger minimalistisch sein) Wiese, kleinem Teich und Tinyhouse darauf. Ich bin mit wirklich kleinen Dingen zufrieden und kann mich von Herzen auch darüber freuen.

Ist dein Fernweh besänftigt oder wurde es noch mehr geweckt?

Ich bin in einem Fluchtmodus, der sich für mich aber verdammt positiv und gesund anfühlt. Es ist nicht so, dass ich ständig unterwegs sein muss und nicht ankomme. Ich Liebe es den Alltag, den ich bisher kennengelernt habe, mit Arbeit, Wohnung, Hund & Co austauschbar zu machen. Dieses Gefühl ist einmalig und macht mich wirklich nachhaltig glücklich. Es geht doch im Leben darum vollends zu leben und nicht immer nur zu funktionieren. Man sollte nicht so viel arbeiten, dass man keine Zeit mehr hat zu leben.

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  • nochmal umgebaut -

Selbst wenn ich wieder in so einen früheren Alltag kommen sollte, weiß ich wie man sich durch eine kleine Radtour oder Wochenendausflüge, eine kleine Auszeit gönnen kann.

Wie waren die letzten Monate wieder zuhause zu sein für dich?

Puh...da werde ich ganz still.

Rückblickend betrachtet, bin ich wohl funktionsfähig gewesen. Ich habe einen unfassbar schweren Abschied von meiner Cousine nehmen müssen, der mich noch sehr lange Zeit begleiten wird. Für immer. Ich hatte ein sehr inniges und verbundenes Verhältnis zu ihr. Es hat mich aus der Bahn geworfen, eigentlich schon fast katapultiert. Seitdem ist mir aufgefallen, wie sehr ich wieder in den Funktionsmodus geschaltet habe.

Ich habe mich selbst ziemlich verloren, irgendwie war die Verbindung weg zu mir. Gleichzeitig hat die Realität mir mit voller Wucht ins Gesicht geschlagen und mich aufstehen lassen. Es ist so immens wichtig über seine Gefühle und sein ganzes Tohuwabohu mit jemandem reden zu können, dem man vertraut. Und so viel wichtiger ist es, dass dieser jemand in erster Linie man selbst ist. Diesen Moment werde ich wohl nicht vergessen, dass diese Nachricht etwas in mir bewirkt hatte.

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Und es war leider nicht der einzige Abschied, den ich nehmen musste.

Diese Coronazeit hat mir absolut wunderbare Momente mit meiner Familie und meinen Freunden gegeben, die ich nicht missen möchte. Wir sind uns neu begegnet. Klar man kommt nie von einer längeren Reise zurück wie man gegangen ist. Aber ich weiß, wer wirklich meine Freunde sind, auf die ich bauen und vertrauen kann. Es ist ein gutes Gefühl zu wissen, wo die Wurzeln von einem sind.

Ich selbst habe meinen medizinischen TÜV bestanden. Nun gut, bin ja auch etwas in Übung und hoffe, dass die Kontrolle im Dezember positiv ausfällt. Auch da bin ich unfassbar dankbar so einen professionellen HNO-Arzt zu kennen, der mir letztlich meinen Neuanfang in Bezug auf meine Reise ermöglicht hat.

Alles in allem es war ein extrem emotionaler Marathon, der nicht enden wollte und auch noch nicht zu Ende ist.

Hast du schon die nächste Reise im Kopf?

Ja. In den nächsten Tagen beginne ich mit meiner Europareise 2.0. Wieder in Richtung Frankreich und von dort aus in die Schweiz. Ich möchte einen Skilehrerschein machen. Mal sehen vielleicht klappt es ja. Aber vor allem möchte ich mir Zeit nehmen um noch einmal mehr zu mir zurückzufinden.

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Gab es Momente, die besonders in Erinnerung geblieben sind?

So viele. Am eindrucksvollsten waren die, in denen sich mein Ego um 180° drehen musste. Es wurde einfach plattgewalzt mit all seinen komischen und unangenehmen Glaubenssätzen. Ich fühlte zu 100 % Menschlichkeit mit so wertvollen Zutaten wie Liebe, Urvertrauen, innige Dankbarkeit und Wertschätzung. Das muss pures Glück sein, wenn man solchen Menschen begegnen kann.

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  • 180° Ego- Kehrtwende -

Diese Momente hatte ich auch, wenn ich mit Pipacs und Herrn Anders alleine unterwegs gewesen bin. In den Pyrenäen habe ich weit oben in Bergen inmitten der Natur geparkt. Nur wir, unser zu Hause aufrädern und die Natur. Bei Sonnenaufgang bin ich mit der kleinen Fräulein Schwarz Punkt den Hügel hoch gekraxelt und da war er… Dieser Moment einfach vollkommen im absolut perfekten Augenblick dort zu sein. Ich war da, fühlte mich angekommen, absolut überzeugt, die richtige Entscheidung getroffen zu haben und ich war mega glücklich.

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Du hast als Physiotherapeutin lange in einer Uniklinik gearbeitet. Gehst du wieder dorthin zurück oder was passiert nach deiner Reise?

Ja, gute Frage. Der Beruf Physiotherpeutin sein zu können ist absolut mein Ding. Wenn, nicht sogar meine Leidenschaft. In der Klinik zu arbeiten war eine lehrreiche Erfahrung. Nicht nur aus fachlicher Sicht. Irgendwann bin ich allerdings von meinem Weg abgekommen, bin nicht mehr meiner Intuition gefolgt. Habe mich quasi einer anderen Melodie gewidmet, die es sicher auch nur gut mit mir gemeint hatte. Aber eben schräge Töne von sich gegeben hat, die gegen meine Werte geprallt sind. Zudem einen neuralgischen Punkt getroffen haben. Mein Ego. Das war eine ganz prächtige Verwaltungsabteilung da oben.

Bis dahin sind eine Menge Jahre vergangen und ich bin immer wieder gegen diese Mauer gelaufen. Mal mit mehr und mal mit weniger Schwung. Das Ergebnis war immer dasselbe. Alles hat und braucht seine Zeit und die war hier nun zu Ende. Im Nachhinein frage ich mich wirklich manchmal, weshalb ich mir so lange Zeit gelassen habe damit, aber Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht. Es sollte wohl so sein.

Seitdem ich mehr und mehr meinem Ego den Laufpass gegeben habe und meiner Intuition folge, schwirren mir ein paar Ideen im Kopf herum. Eine ist da recht präsent und möchte wohl auch „zum Leben geweckt“ werden. Wie schon erwähnt, das Grundstück mit der weniger minimalistischen Wiese. (zwinker) Ich habe zwei Jahre Hundeverhaltensberater studiert, leider aber nicht die Prüfung gemacht, da diese in der Schweiz ist. Könnte ich also noch nachholen, wenn ich da bin. Außerdem habe ich gerade die Ausbildung zum FreySpiel- Coach gemacht, was eine absolut richtige Entscheidung gewesen ist und ich würde gerne den bereits genannten Skilehrerschein machen. Das ist so meine Seifenblase, dessen Hülle immer stabiler wird.

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  • in den Pyrenäen auf der Französischen Seite -

Wie hast du deine Reise finanziert?

Kurzum, ich bin ein Sparfuchs. Es ist jetzt kein Goldesel geworden, den ich mit mir herumfahre. Da ich die ein oder andere Sache noch nachgerüstet habe an Herrn Anders, wie Bremsen und Solarpaneel oder das Fenster, ist es sowieso nicht mehr ausreichend für eine lange Reise. Nun ja, es sind die kleinen Momente im Leben, die einem Reichtum bescheren. Bescheiden sein, ist auch absolut lebenswert.

Was ist dein Tipp an diejenigen, die diesem abenteuerlichen kribbeln jetzt auch nachgehen wollen?

Sobald dieser Gedanke da ist, ihn sich entwickeln lassen. Dann an der Umsetzung arbeiten. Mir hat es geholfen, dass meine Mitbewohnerin, denselben Wunsch hatte zu reisen und auszubrechen. Als die Kündigung raus war und ich nur noch drei Monate gehabt habe, ging alles wie von selbst. Vor allem habe ich gelernt, dass ich nichts zu verlieren habe. Wenn es nicht mehr sein soll oder eben einfach nicht mehr geht, suche ich mir einen eben einen Job und dann gibt es einen neuen Weg. Darüber reden ist die eine Sache, irgendwann nervt es einen selbst, wenn es an der Umsetzung scheitert. Man möchte ja authentisch sein und wahrgenommen werden. Wenn also dieser Gedanke da ist, sich von etwas lösen zu wollen, sollte man diesen auch umsetzen und leben, ansonsten ist es irgendwie ja Selbstverarschung.

Stell dir mal vor, was du alles erleben kannst und wer du alles sein kannst, wenn du dich nicht andauernd von deiner Unsicherheit und deinem Ego kontrollieren lässt.

pipa

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