Louvois

Ich muss weiter, etwas schaffen, sehen, vorankommen, fahren. Ganz nach der deutschen Mentalität bin ich mit Pipacs und "Herrn Anders" also weiter gefahren. Und ja, 1o. 3O Uhr hab ich den Motor angeschmissen.

Über Land

Ich habe mir vorgenommen ;), dass ich am Tag 2 Stunden fahre. Da ich davon ausgehe, dass man vielleicht nicht immer einen geeigneten Platz findet zum Übernachten, man sich nicht auskennt in der Gegend und es ausreichend für Pipacs ist. Und letztlich auch für mich. Je nach Verkehrslage und Entscheidungen treffen, wo man bleibt, kann man doch recht fertig sein. ;) Also ging es los in Richtung Reims. Über Land, versteht sich. Vorbei an Feldern, wunderschönen Häusern und alten, verlassenen, wirkenden Ortschaften.

feld

Ursprünglich hatte ich auch einen guten Platz gefunden zum Nächtigen. Nahe einer Bundesstraße, direkt auf einem Acker, umgeben von einem kleinen Wald.

No processing possible & IKEA FAMILY Karte

Die Sonne scheint und es ist mittlerweile echt warm draußen. Nach einer kurzen Pause entscheide ich mich gegen diesen Platz hier zu bleiben und fahre weiter. Durch wundervolle, kleine Dörfer, enge Straßen, Berg auf und wieder ab, durch einen Kreisverkehr nach dem anderen. Langsam kam in mir das Gefühl auf, dass es heute mehr Zeit in Anspruch nimmt einen geeigneten Ruhepol zu finden. Also ab ran an die Tanke. Man muss ja vorbereitet sein. Ich bin ganz aufgeregt, da ich zum ersten Mal meine Karte im Ausland benutze. Und siehe da, wer hätte es gedacht?! Jeder, der mich kennt, ist jetzt nicht sonderlich überrascht. No processing possible. Ja, top und nun?! … Ich probiere und probiere. Nix. Frage einen jungen Franzosen von der Baustelle nebenan, was da kaputt sein kann?… Was da los ist? …"Die funktioniert nicht. " Okay, da mittlerweile tatsächlich Arschgut darin bin, die Dinge hinzunehmen, wie sie sind, versuche ich also die nächste Karte. Meine Ikea Family Karte. Nee, war ein Scherz. Letztlich hat es dann doch funktioniert und wir sind mit vollem Tank in Louvois angekommen.

Weinberge, Champagner und Friedhof

Die Sonne läuft heute auf Hochtouren und "Herr Anders" auch. Durch alte, enge Gassen und vorbei an Weinbergen versuchen wir nun also den 2. Anlauf um einen guten Nachtplatz zu finden. Tja was soll ich sagen? Es war sehr interessant während der Fahrt, das Treiben zwischen den Weintrauben zu beobachten. Da waren riesige Transporter, Pavillons, Zelte, Caravan und jede Menge Menschen, die zur Ernte gekommen sind. Hier wird übrigens Champagner hergestellt.

auto

Und irgendwo mitten auf einem dieser Berge, in einem Wohn – und Nationalparkgebiet war ein kleiner, kaum erkennbarer Parkplatz. „Ich weiß nicht..“, sagte ich zu Pipacs. Ich lenkte „Herrn Anders“ auf dem Seitenstreifen und legte meinen Kopf auf das Lenkrad. Mittlerweile waren wir schon 5,5 Stunden unterwegs und sind kaum Kilometer gefahren. Ich schließe meine Augen, atme durch und schmiss den Motor wieder an. Mir verging langsam schon die Energie und ich war wirklich etwas verzweifelt, bis ich auf unserer rechten Seitenfensterseite einen kleinen Parkplatz gesehen habe. Bähmmm! … Dann ging alles ganz schnell. Blinker an und eine gelungene Runde im nächsten Kreisverkehr und wir hatten unseren Platz gefunden. Am Rande eines kleinen Wohngebietes. Vor uns ein Mini Spielplatz und keine 3o m weiter ein Wanderweg über die Weinberge. Wow.

ernte

Nach einem kleinen Abendbrot kletterte ich völlig geschafft zu Pipacs ins Bett, die mittlerweile schon vor sich hin schnarchte. Ich ließ die Kofferraumklappe wieder etwas offen, einfach, weil mir danach war. Keine 1o min später fand ich mich außerhalb von "Herrn Anders" wieder, da Fräulein Schwarz Punkt (Pipacs) meinte knurren zu müssen. Hmm... Das gab mir natürlich weniger das Gefühl mit offener Kofferraumklappe zu schlafen. Nun gut, also raus in die Dunkelheit. Jep, nützt ja nix. Ich schloss die Klappe hinten und ließ dafür die Fenster ein Spalt breit offen. Bin wieder in den Bus und hab geschlafen, wie ein Murmeltier. Allerdings war es etwas frischer die Nacht. Am nächsten Morgen,wusste ich auch weshalb. Ich habe die Seitentür nicht richtig geschlossen …;) … Nach einer kleinen Runde zum Feld leuchtete mir auch ein, weshalb Pipacs vielleicht geknurrt haben könnte. Wir standen direkt mit dem Hintern an einem Friedhof. Vielleicht war das Geklapper der Knochen bei der ein oder anderen Unterhaltung zu laut gewesen.

grab

vom Weg abgekommen

Es wird Herbst. Meine Hände sind eiskalt und ich versuche meinen kleinen Luzifer (Benzinbrenner) anzuschmeißen. Nach einem sehr guten Frühstück lockt mich der Wanderweg zu einer kleinen Erkundungstour.

pipacs

Vorbei an Weinhängen finden wir wenig später einen kleinen Weg in den Wald. Na Mensch, wenn das mal nicht ein uriger Wald ist. Ein wenig unbehaglich fühle ich mich und etwas verlassen. Völlig alleine folge ich mit Pipacs dem Trampelpfad. Der Wald hat irgendwie etwas Spirituelles an sich. Nicht unbedingt die interessante Seite, eher die verlockende dunkle Seite. Nun ja, wie dem auch sei, ich stapfte so vor mich hin und bewunderte die Bäume. Nach einer Stunde komme ich an der Kreuzung an, an der ich schon einmal vorbei bin und bin völlig zielsicher zurück zu „Herrn Anders“ unterwegs. Dachte ich. Denn wir stehen vor einer alten Ruine, die wir vorher nicht passiert hatten. Daneben war ein kleines Lager, mit einem Baumstumpf, in dem eine Axt steckte. Ja, natürlich zum Holz machen für das Lagerfeuer. Klar! ;) Schön. Interessant. Faszinierend.

burg

Gut, dann gehen wir eben wieder zurück. Mit jedem Schritt fühlte ich mich auf einmal nicht mehr so zielsicher und kam mit meiner Orientierung völlig durcheinander. Ich ging hin und her. In meinem Kopf ratterte es, „Ich bin doch hier lang, aber da war ja nicht das.“ „Hmm vielleicht lege ich hier einen Stock hin zur Orientierung.“ „ Na ja, wenn du diesen Weg nicht findest, gehst du halt den kompletten Weg zurück, an den wirst du dich ja erinnern und es ist früh am Tage“. Irgendwann bin ich stehen geblieben, habe mich bestimmt und habe den Weg rechts weg von der Ruine eingeschlagen und siehe da, ich war ca. 6o m weiter, wieder am Weinberg angekommen. Zurück bei „Herrn Anders“ machte ich mir erstmal einen Cappuccino und Pipacs bekam eine kleine Stärkung, bevor wir weiter fuhren und wir eine weitere sehr wertvolle Zeit erleben durften.

bus

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