Kommunizieren: einfach mal mutig den Mund aufmachen.
„Warum redest du nicht mit mir?“
„Soll ich mal am Käfig rütteln, damit ihr ‚Vögel‘ wieder miteinander zwitschert?“
Wie oft habe ich diese Aussage schon gemacht bzw. gesagt bekommen?… Ich weiß es nicht, aber es ist eine der häufigsten Fragen, die unbeantwortet bleiben. Umso mehr, wenn man diese vielleicht noch wütend entgegenzischt. Alle Ratschläge in Sachen Konfliktlösungen helfen nicht, wenn jemand einfach nicht reden will. Oft ist das auch gar kein Problem. Mittlerweile mag ich ruhige Gesellen, mit denen gemeinsam Schweigen zum Genuss wird. Doch steigt die Spannung, wird diese selten durch nichts sagen gelöst.
Wie oft verlieren wir die Verbindung zu unserem Gegenüber, weil wir nicht miteinander reden? Gerade ist man sich noch wichtig und auf einmal verliert man sich, im schlimmsten Fall sogar aus den Augen. Und das, weil man nicht miteinander sprechen wollte. Weil man sich nicht öffnen konnte. Kein Vertrauen da gewesen ist. Oder man Angst vor der Reaktion hatte. Dabei ist keineswegs der nicht ausgesprochene Inhalt das Problem. Eher ist es die Stille und das sich aus dem Weg gehen, was für Differenzen sorgt. Nach dem Motto „Ich mache das erst einmal mit mir selbst aus.“
Grundsätzlich kann Stille auch sehr gut funktionieren. Einfach um sich selbst zu reflektieren und seine Gedanken zu sortieren. Auch ich mache das. Jeden Tag, wenn ich mit meinem Hund durch den Wald gehe. Doch ist es wichtig, in einer Beziehung, den Mund aufzumachen. Sowohl in einer beruflichen Beziehung zu einem Kollegen oder einer privaten Beziehung zu einer Freundin bzw. zur Familie. Man kann nicht immer die Gedanken von seinem Gegenüber „reden hören“. Ich habe es erlebt, dass nach monatelangem Verstummen, dann doch das Problem angesprochen wurde. Ich habe die Unsicherheit sowohl von mir als auch von meinem Gegenüber gespürt. Und auch die Angst davor, wie der andere reagiert. Oft kann man die Situation gar nicht mehr richtig nachvollziehen, hat kaum Bezug zu dieser und kann sich dann nur noch Entschuldigen und hoffen, dass es beim nächsten Mal nicht so schlimm wird. Oder besser, es gar nicht erst dazu kommt. Und dann ist es manchmal auch nicht so negativ, wie man es sich ausgemalt hat und bekommt stattdessen gesagt, dass man es früher hätte sagen können, dann wäre die Zeit nicht so qualvoll gewesen, mit all den überflüssigen Gedanken.
Tja, wir alle haben unsere Päckchen zu tragen. Haben unsere Erfahrungen gesammelt und uns fürsorglich darum gekümmert, dass unsere Schutzmauer bestenfalls verteidigt wird, wenn es zum hypothetischen Angriff kommen sollte. Wer möchte sich schon gerne Fehler eingestehen und diese dann auch noch kund geben? Dabei finde ich das gerade menschlich. Fehler machen.
Ich denke, welches ein größeres Problem darstellt ist, das Bedürfnis nach Anerkennung. Die Angst davor, das man dieses Grundbedürfniss nicht mehr erhält, man nicht mehr gemocht wird. Dabei bringt einen „Everybody´s Darling“ zu sein, in sehr viel mehr Konfliktsituationen.
„Meine Probleme sind einzigartig, werden eh nicht verstanden und es wird ja auch gar nicht richtig zugehört!“, sind oft Gedanken, wenn Spannungen bestehen. Aber sind wir mal ehrlich, wie oft gehen wir vom negativen aus und im Nachhinein war es nicht mal ansatzweise so übel, weil es sehr viele Menschen gibt, die ähnlich denken und empfinden? Man sollte aufhören, davon auszugehen, dass man eh nicht verstanden wird. Aufhören zu projizieren.
Erkennt man allerdings erst, wenn man darüber gesprochen hat …;)
Ich meine nicht die oberflächlichen in „Floskeln – Gespräche“, die Ratgeber „im Hier und Jetzt Leben“ oder auch die Statusmitteilung über die sozialen Netzwerke. Ich meine offene, ehrliche und tiefgründige Gespräche im Miteinander, die Interesse wecken, Vertrauen schaffen und die nötige Aufmerksamkeit mit sich bringen verstanden zu werden.
Auf einfache Wege schickt man nur die schwachen. - Hermann Hesse
Sicher kommt es auf die Situation an und auf den Konflikt, den man mit sich bzw. anderen hat. Gerade wenn man sich unverstanden fühlt, sehr wütend oder verzweifelt ist, hilft es vorher seine Gedanken zu sortieren oder seine negativ angestaute Energie abzuladen. Wie denn nur? Na einfach mal einen kurzen, zackigen Sprint einlegen, laut schreien, Musik aufdrehen und tanzen, Purzelbäume schlagen, Konfetti schmeißen oder mit dem Hund durch den Wald gehen. Wer Geld hat, kann ja auch ins Fitness Studio gehen und sich dort abreagieren. Denn Wut kann man nicht mit Wut bekämpfen. Das eskaliert nur unsinnig. Wenn dann wieder ein gutes Gleichgewicht eingetreten ist, dann lässt es sich leichter leben und man darf den Mut fassen, über den Graben zu springen und ansprechen was einen bewegt. Gerade Themen, die Herzschmerzen, Bauchgrummeln und Hirneruptionen verursachen, sollten geäußert werden, auch wenn man vielleicht nicht die richtigen Worte findet. „Ich kann es noch nicht in Worte fassen“ wäre immerhin ein Anfang.
Für ein Wir. Eine Verbindung. Ein Miteinander.
Auch ich zermartere mir zu oft den Kopf und rede nicht. Und dann ist es Auf einmal sehr viel einfacher im Alltag, wenn ich meine Befürchtungen doch angesprochen habe. Um also Missverständnisse zu verhindern, Ängste zu beseitigen und Vorurteile aus dem Weg zu räumen, sollte man seiner „Verstockung“ ein bisschen mehr Leben und Liebe entgegenbringen und die Entscheidung treffen, es zu versuchen, miteinander Konfetti zu schmeißen, als nebeneinander her leben und psychisch für sich zu sein.
In diesem Sinne, viel Spaß mit dem Ohrwurm. ;) La Macarena